Nachdem die AHV-Reform kürzlich durch die Bevölkerung angenommen wurde, steht nun die Überarbeitung der Pensionskassen im Parlament an. Zeitlich passend dazu veröffentlichten die Journalisten Mario Nottaris und Danny Schlumpf das Buch „Das Rentendebakel“. Letzterer kam, auf Einladung der SP Sarganserland, am vergangenen Freitag in den Buchladen Sargans um zusammen mit Nationalrätin Barbara Gysi, welche in der Kommission die BVG21 Reform behandelte, über die Verwicklungen der Finanzindustrie, der Politikerinnen und Politiker sowie der Pensionskassen zu diskutieren.
Zu Beginn schilderte Danny Schlumpf seine Motivation zum Schreiben des Buches: Literatur zu den Prozessen und Institutionen der zweiten Säule war bisher oft technisch, sehr theoretisch und trocken. Das Nachvollziehen der Geldflüsse war für Laien kaum möglich, zu schnell verlor man sich im Fachjargon. Deswegen wollte er an konkreten Beispielen aufzeigen, wie intransparent und wenig Reguliert die Finanzindustrie teilweise das Volksvermögen von 1’200 Milliarden Franken verwaltet. Er berichtete davon, wie die Finanzindustrie das Geld der Pensionskassen ganz bewusst so anlegt, dass möglichst viele Gebühren für die Vermögensverwalter anfallen. Diese Gebühren müssen gegenüber den Versicherten, ganz im Gegensatz zu privaten Anlegerinnen, nicht immer deklariert werden und sind deshalb auch gar nicht quantifizierbar. Dies sei jedoch keinesfalls ein von der Politik übersehenes Schlupfloch, vielmehr sei die lockere Regulierung gewollt. Denn in den Verwaltungsräten der Vermögensverwalter sitzen genau die Politikerinnen und Politiker, welche die Vermögensverwalter im Interesse der Bevölkerung kontrollieren sollten. Der Interessenskonflikt sei immens.
Von Danny Schlumpf darauf angesprochen, weshalb sich die Linke im Parlament so stark auf die AHV fokussiert, während die Bürgerlichen die Diskussion über die zweite Säule dominierten, fand Barbara Gysi klare Worte: Erstens seien die Mehrheitsverhältnisse in Bern in Bezug auf die BVG-Reform sehr schwierig, zweitens sei eine Anpassung bei den Pensionskassen erst in Jahrzehnten spürbar. Die Menschen sähen sich jedoch heute mit einer enormen Teuerung konfrontiert und eine Erhöhung der AHV-Renten könne diese umgehend entlasten. Sie sieht zwar klar den Handlungsbedarf bei den Pensionskassen, doch sei hier eine Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse gerade im Ständerat unabdingbar.
Beim Apero in der wunderbaren Atmosphäre des Buchladens wurden im Anschluss Bücher signiert und weitere Diskussionen geführt.